Kasuistik

Arzt-Depesche 1/2022

Anal-Ca mit untypischer Metastasierung

Das anale Plattenepithelkarzinom (anal squamous cell carcinoma, ASCC) ist an sich schon selten und Metastasen finden sich – wenn überhaupt – in Leber, Lunge oder extrahepatischen Lymphknoten. Ein Fallbericht beschreibt jedoch eine ganz andere Metastasenverteilung.
In dem beschriebenen Fall handelt es sich nicht nur um eine ungewöhnliche Metastasierung, sondern auch um einen ungewöhnlichen Patienten. Denn der 57-jährige Mann wies keine typischen Risikofaktoren für ein HPV(humanes Papillomvirus)-assoziiertes ASSC auf, war aber aufgrund von früherem Alkoholabusus immunkompromittiert. Vorstellig wurde er aufgrund von Blut im Stuhl, Tenesmus und Erschöpfung. Eine Rektaluntersuchung und Koloskopie offenbarten eine ulzerierte, nicht obstruktive Masse im distalen Rektum, die etwa auf Höhe der Linea dentata entsprang und bis 8 cm vor den analen Rand reichte. Zusätzlich stellte man distal eine nicht obstruktive Masse im Colon sigmoideum fest. Die beiden Tumoren zeigten eine HPV- typische und identische Biologie, sodass man davon ausging, dass es sich um ein ASCC mit sigmoidaler Metastasierung handelte. Per CT stellte man zudem mehrere perirektale und perisigmoidale Noduli fest. Das Thorax- CT war unauffällig.
Das primäre ASCC behandelte man zunächst mit Radiochemotherapie. Die vorgeschlagenen Resektion der sigmoidalen Tumormassen lehnte der Patient ab. Nach Fortschreiten der Erkrankung und einem erfolglosen Therapieversuch mit Pembrolizumab wechselte der Patient auf eine rein palliative Therapie. Dieser sehr untypische Fall eines ASCC verdeutlicht also auch, wie wichtig ein möglichst rasches Umsetzen der chemoradiativen und resektiven Therapie ist. OB
Quelle: Livingston AJ et al.: Squamous cell carcinoma of the anal verge with sigmoid colon metastasis. CLIN COLORECTAL CANCER 2021; 20(3): e210-3

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