Gynäkologische Tumore

Gyn-Depesche 4/2021

Bei welchen Frauen ist HRT möglich?

Die induzierte Menopause nach einer Krebstherapie ist oft mit starken Beschwerden verbunden. Aufgrund der Hormonabhängigkeit vieler gynäkologischer Tumore stellt das Management eine Herausforderung dar.
Fast jedes fünfte Endometriumkarzinom wird vor dem 40. Lebensjahr diagnostiziert. Bei prämenopausalen Patientinnen ist die Erkrankung mit einem längeren Überleben und einer besseren Prognose assoziiert als bei älteren. Da die Behandlung in der Regel durch eine Hysterektomie und beidseitige Salpingo-Oophorektomie erfolgt, kommt dem Management menopausaler Symptome und dem Erhalt der Knochengesundheit besondere Bedeutung zu. Leider liegen aber laut eines aktuellen Cochrane-Reviews nicht ausreichend Daten vor, um Empfehlungen zu einer Hormonersatztherapie (HRT) auszusprechen. Die Entscheidung solle deshalb individualisiert auf Basis des Rezidivrisikos und der Auswirkungen auf die Lebensqualität getroffen werden.
Nach einem epithelialen Ovarialkarzinom erhöht eine bis zu vierjährige HRT das Rezidiv- oder Sterberisiko nicht, wie zwei Metaanalysen belegen. Allerdings waren die Fallzahlen in den inkludierten Studien meist gering und es konnte nicht zwischen den verschiedenen histologischen Subtypen unterschieden werden. So exprimieren insbesondere low-grade seröse Tumore, die gehäuft bei jüngeren Frauen auftreten, zu einem hohen Prozentsatz Östrogen- und Progesteronrezeptoren. Bis ausreichend Daten vorliegen, sollte eine systemische HRT bei diesen Patientinnen deshalb vermieden werden. Eine Alternative können SSRIs wie Escitalopram und Sertralin oder SNRIs wie Venlafaxin darstellen.
Bei high-grade serösen, endometrioiden, klarzelligen oder muzinösen Ovarialkarzinomen wird eine HRT als sicher angesehen. Allerdings ist das Klarzellkarzinom mit einem erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien assoziiert. Diese kann durch eine orale HRT weiter steigen. Ob sich das durch eine transdermale Applikation umgehen lässt, ist bei Krebspatientinnen – anders als in der Allgemeinbevölkerung – bisher nicht untersucht.
Anders als Ovarial- und Endmetriumkarzinome gelten Zervixkarzinome als hormonunabhängig. Obwohl Adenokarzinome bei 39 % aller Patientinnen Östrogenrezeptoren exprimieren, scheint das die Prognose nicht zu beeinflussen. Zum Management von vasomotorischen Symptomen nach der Therapie liegen bislang allerdings nur wenige kleine Studien vor. Diese zeigten kein erhöhtes Rezidiv- oder Sterberisiko durch eine HRT, aber eine bessere Lebensqualität und weniger Komplikationen aufgrund der Radiotherapie. CW
Quelle: Brennan A et al.: Management o of menopausal symptoms and ovarian function preservation in women with gynecological cancer. Int J Gynecol Cancer 2020; doi: 10.1136/ijgc-2020-002032

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