Schematische Darstellung der Haut mit Haarfollikel

Die Haut und das Exposom

Arzt-Depesche 9/2020

Dermatologie-Serie der Arzt-Depesche

Essgewohnheiten, bestimmtes Essen und Nährstoffe können verschiedene biochemische Prozesse im Körper modifizieren, womit sich auch erklären lässt, dass die menschliche Ernährung einen weitreichenden Einfluss auf die Hautgesundheit hat und nützliche, aber auch schädliche Effekte hervorrufen kann (siehe Tabelle Seite 19).
Die Veränderungen in diesen Prozessen, eingeschlossen Oxidation, Glykation oder Entzündungsprozesse, können in der Folge klinische Wirkungen verursachen und zum Beispiel den Verlauf der Hautalterung und Photoalterung, aber auch die Ausprägung von Dermatosen wie Akne, Rosacea, atopischer Dermatitis (AD) und Psoriasis beeinflussen. Anhand verschiedener Arten von Studien wurden biochemische, histologische und klinische Effekte der Ernährung sowie von Nahrungsbestandteilen auf die Haut identifiziert (siehe Abbildung unten).
 
Ernährung und Hautalterung
Schon vor langer Zeit wurden aufgrund von Mangelernährung auftretende Krankheiten wie Skorbut und Kwashiorkor und deren Auswirkungen auf den Hautalterungsprozess beschrieben. Bei Fettleibigkeit fand man heraus, dass diese mit einer systemischen metabolischen Dysfunktion einhergeht, während eine Kalorienbeschränkung wiederum mit einem dafür spezifischen Stoffwechselzustand assoziiiert ist. Basierend auf diesen Erkenntnissen geht man davon aus, dass man durch gezielte Interventionen des Gewebefettstoffwechsels die Hautalterung beeinflussen kann.
So konnte in epidemiologischen Studien gezeigt werden, dass Personen, die sich an einen gesunden Ernährungsstil hielten, weniger Hautalterungssymptome aufwiesen als diejenigen, die einem solchen nicht folgten. In einer weiteren Untersuchung fand man heraus, dass mit zunehmender Höhe des wahrgenommenen Alters einer Person eine zunehmende Höhe des Glukosespiegel assoziiert war. Somit liegt der Hautalterung und auch der Photoalterung ein komplexes Zusammenspiel verschiedener biochemischer Prozesse wie Oxidation, Glykation und Entzündungen zugrunde, auf welche auch Nahrungsbestandteile einen bedeutenden Einfluss haben. So konnte für Antioxidanzien (AOs) eine nützliche Wirkung gezeigt werden, wobei diese in zu hoher Dosis prooxidativ wirkten. Nahrungsbestandteile sind zudem in der Lage, Entzündungsprozesse zu beinflussen, was Forscher dazu brachte, den Dietary Inflammatory-Index(DII)-Score zu entwickeln. Der DII soll dazu dienen, den Einfluss von diätischen Inhaltstoffen auf Entzündungsmarker zu bewerten und somit Nahrungsmittel mit einem höheren Score zu identifizieren, die damit als potenziell proinflammatorisch eingestuft werden.
Nahrungsmittel, die Auswirkungen auf den Prozess der Glykation nehmen und somit Kollagenfasern verletzen, tragen signifikant zur Hautalterung bei. Die Glykation führt dabei zur Anreicherung von Glykationsendprodukten, den sogenannten AGEs (advanced glycation end products), die die Vernetzung von Kollagenfasern unterbindet, was zum Verlust der Elastizität der Haut führt. Da Ernährungsmuster, die eine Hyperglykämie verursachen, zur verstärkten Synthese von AGEs beitragen, empfiehlt man Patienten, ihren Zuckerkonsum sowie den Verzehr von aufgeschlossenen Kohlenhydraten zu begrenzen. Manche AGEs kommen als solche schon in fertiger Form in Nahrungsmitteln vor, die über den Darm aufgenommen werden.
Es gibt auch Nahrungsbestandteile, die die DNS-Reparatur unterstützen, wie zum Beispiel Nicotinamid. Ein gezielter Einsatz wäre eventuell nach UV-Bestrahlung denkbar zur Unterstützung der körpereigenen DNS-Reparaturmechanismen.
 
Ernährung und Dermatosen
Den verschiedenen Dermatosen liegen unterschiedliche Signalpfade zugrunde, auf die Nahrungsbestandteile Einfluss nehmen und somit auch Auswirkungen auf die klinische Ausprägung haben.
So spielen im Fall von Akne metabolische Veränderungen, das metabolische Syndrom und Fettleibigkeit, eine Rolle. Essensgewohnheiten, die Hyperglykämien bedingen, können zu hormonellen Veränderungen führen, die wiederum Entzündungsreaktionen auslösen. Zu empfehlen ist deshalb eine ausgewogene Ernährung, verringerte Aufnahme von Kohlenhydraten und Milcheiweiß, gesättigten Fettsäuren sowie Transfetten.
Im Zusammenhang mit Rosacea hat man Capsaicin und Zimtaldehyd identifiziert, die sogenannte TRP-Kanäle (TRP: transient receptor potential channels) induzieren und somit zu einer neurogenen Vasodilatation führen.
 

 

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