Schmerz

Arzt-Depesche 2/2021

Einheitliche Diagnosekriterien fehlen

In einer ambulanten Beobachtungsstudie zeigte sich, dass sich die klinische Klassifikation von krebsbedingten neuropathischen Schmerzen (NcP) durch eine strikte Einbeziehung von Ätiologie, einer die Ursache des Schmerzes erklärenden Syndromdiagnose, den standardisierten Diagnosekriterien und der Beurteilung der Schmerzcharakteristik verbessern lässt.
In der prospektiven Querschnittstudie wurden zwischen Mai 2015 und Juni 2019 350 Patienten (158 Männer; Durchschnittsalter 63,4 Jahre) der Palliativ- und Schmerzambulanz des Nationalen Krebsinstituts Mailand einer standardisierten klinischen Bewertung der NcP unterzogen. Abhängig vom Diagnosetool – DN4 (Douleur Neuropathique en 4 Questions), klinischer Eindruck bzw. retrospektive klinische Klassifikation (Kriterien der IASP Neuropathic Pain Special Interest Group) – wurden bei 20 %, 36,9 % bzw. 28,6 % neuropathische Schmerzen diagnostiziert. Von den 93 Patienten der letzten Gruppe wurde die NcP bei 46 als „definitiv“ und bei 47 als „wahrscheinlich“ klassifiziert. Durch Kombination von klinischem Eindruck und retrospektiver techklinischer Klassifikation wurde die Klassifikation der Schmerzen bei 286 Patienten bestätigt, davon 57,4 % ohne NcP und 24,3 % mit NcP. Insgesamt wurden 39 Patienten vom Fachausschuss retrospektiv umklassifiziert.
Der Vergleich von retrospektiver klinischer Klassifikation und DN4 zeigte eine mäßige Konkordanz (Cohens κ = 0,57). Eine Gesamtübereinstimmung zwischen beiden Methoden lag in 84,3 % der Fälle vor. Bei 43 Patienten fiel die retrospektive klinische Klassifikation für NcP positiv aus, der DN4-Wert lag aber unter vier – bei acht Patienten war es entgegengesetzt. GS
Quelle: Shkodra M et al.: Neuropathic pain: clinical classification and assessment in patients with pain due to cancer. Pain 2021; 162: 866-74
ICD-Codes: G62.9

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