ADCs beim Mammakarzinom und gynäkologischen Tumoren
Vorgestellt wurden Langzeitresultate der ABCSG-18-Studie mit Denosumab. Denosumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper aus der Gruppe der RANK-Ligand-Inhibitoren, der im Knochenstoffwechsel die Effekte von Osteoprotegerin (OPG) imitiert und somit bei der Behandlung der Osteoporose eingesetzt wird. Alle sechs Monate im Rahmen einer adjuvanten endokrinen Therapie (AI-Therapie) mit einem Aromatasehemmer beim Hormonrezeptor-positiven (HR+), HER2 (humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2)-negativen Mammakarzinom eingesetzt, führten 60mg Denosumab nicht nur zur Verringerung der Frakturrate, sondern auch zu einer Verbesserung der Rezidivrate und des Überlebens. Daraus wurde geschlussfolgert, dass adjuvantes Denosumab in der klinischen Routine bei postmenopausalen Patientinnen mit HR+ Brustkrebs im Rahmen einer AI-Behandlung zum Einsatz kommen sollte.
Die aktuellen Daten der Phase-III-Studie DESTINY-Breast04 belegten, dass das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) Trastuzumab deruxtecan (T-DXd) beim HER2-niedrigen inoperablen und/oder metastasierendem HR+/HR-Brustkrebs (mBC) zu einer statistisch signifikanten und klinisch bedeutenden Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS) und auch des Gesamtüberlebens (OS) führt und dies über verschiedene Subgruppen hinweg auch bei mit Inhibitoren der cyclin-abhängigen Kinasen 4 und 6 (CDK4/CDK6) vorbehandelten Patientinnen. Zusammen mit dem positiven Nutzen-Risikoprofil wird T-DXd nunmehr als neue Standardbehandlung beim HER2-niedrigen, HR+/HR-mBC empfohlen.
In einer weiteren Phase-III-Studie, der TROPiCS-02, zeigte das ADC, Sacituzumab Govitecan (SG), beim HR+/HER2- fortgeschrittenem Mammakarzinom mit 30 % pathologischer Komplettremission (pCR ) aller Patientinnen und 75 % derer mit einer pathogenen BRCA(BReast CAncer 1 )-Mutation einen statistisch signifikanten und klinisch bedeutenden Vorteil im Vergleich zu herkömmlichen Therapien.
Daten der Maintain-Studie weisen darauf hin, dass eine Therapie mit CDK4/CDK6-Inhibitoren auch nach Progression eine Option darstellen könnte.
Beim Ovarialkarzinom wurde im Rahmen einer Phase-II-Pilotstudie die Wirksamkeit der neoadjuvanten Kombination aus Fulvestrant, einem selektivem Östrogen-Rezeptor-Degrader (SERD), und Abemaciclib, einem CDK-Inhibitor, beim niedrig-gradigen serösen Karzinom (LGSOC) untersucht. Erste Resultate belegen eine vielversprechende Ansprechrate und Vorteile gegenüber publizierten neoadjuvanten Chemotherapien beim LGSOC.
Das im Rahmen der SORAYA-Studie untersuchte ADC, Mirvetuximab soravtansine (MIRV), zeigte bei Patientinnen mit platinresistenten Eierstocktumoren (PROC) mit einer hohen Expression des Folat-Alpha-Rezeptors (FRα) Antitumoraktivität und eine klinisch bedeutende Wirksamkeit.
Das ADC, MORAb-202, getestet in einer Phase-I-Studie an PROC-Patientinnen, wies Antitumoraktivität unabhängig vom FRα -Statuses auf. Aktuell werden Dosisoptimierungen durchgeführt, um das Nutzen-Risiko-Verhältnis für MORAb-202 zu verbessern.
Beim Cervixkarzinom unterstrich der Update der KN-826-Studie den Stellenwert der Chemo-Immuntherapie mit Carboplatin-Paxlitaxel-Bevaciztumab und Pembrolizumab, wobei auch keine neuen Toxizitäten beobachtet wurden. Andererseits weisen Zwischenergebnisse der ENGOTCx8/GOG3024/innovaTV205-Studie auf eine neue Therapieoption beim rezidivierenden und metastasierenden Cervixkarzinom in Form einer Kombination aus dem ADC Tisotumab-vedotin (TV) und Pembrolizumab hin.
Immunablative Therapie beim Kolonkarzinom erfolgreich
Als Late-Breaking-Abstract präsentierten Forscher des Memorial Sloan Kettering Cancer Centers (MSK) Daten, die ein volles klinisches Ansprechen auf eine neoadjuvante Immuntherapie mit dem Checkpoint-Inhibitor (ICI) Dostarlimab bei 14 Patienten mit Mismatch-Repair-defizientem (MMRd) lokal fortgeschrittenem Rektalkarzinom zeigten. Ziel dieser „immunablativen“ Therapie ist es, den Tumor ohne Chirurgie und Bestrahlung zu beseitigen.
Dass eine Resektion des Primärtumors vor einer Chemotherapie von Patienten mit neudiagnostiziertem metastasierendem Darmkrebs in Stadium IV das Gesamtüberleben nicht verbessert, geht aus Daten der SYNCHRONOUS- und CCRe-IV-Studien hervor.
Auf der Suche nach einer optimalen Therapiesequenz beim metastasierten RAS/RAF(rat sarcoma/ rat fibrosarcoma)-Wildtyp Kolonkarzinom (mCRC) ergaben die Daten der STRATEGIC-1-Studie, dass ein Therapiealgorithmus beginnend mit FOLFIRI(Folinsäure, 5-Fluorouracil, Irinotecan)-Cetuximab gefolgt von mFOLFOX6(Leucovorin, 5-Fluorouracil und Oxaliplatin)-Bevacizumab zu höheren Ansprechraten und einem Trend eines verbesserten medianen Gesamtüberlebens führte.
Für in erster Linie linksseitige RAS/RAF-Wildtyp Tumoren bringt laut der TRIPLETE-Studie eine Intensivierung einer EGFR(Epidermal Growth Factor Receptor)-gerichteten Therapie durch die Hinzunahme eines dritten Zytostatikums keinen Vorteil bezügliche Ansprechen oder sekundärer RO-Resektionsrate.
In der IMPROVE-Studie konnte gezeigt werden, dass durch Intervalle mit vier Zyklen gefolgt von einer Pause mit achtwöchentlichem Follow-up die Toxizität vermindert und Ressourcen eingespart werden konnten bei einer EGFR-gezielten Erstlinientherapie bei RAS/RAF-Wiltyp/linkseitigen Kolonkarzinomen.
Laut der CAIRO5-Studie erhöht eine Therapie mit FOLFOXIRI-B im Vergleich zu FOLFOX/FOLFIRI-B das PFS, die Gesamtansprechrate sowie auch die R0/1 Resektionsrate jedoch auf Kosten einer erhöhten Toxizität bei Patienten mit anfänglich inoperablem kolorektalen Lebermetastasen und rechtseitigem und/oder RAS/BRAFV600E mutierten Primärtumoren.
Genotypisierung steigert Therapieerfolg beim NSCLC
Aktuelle Daten der NADIM II-Studie bestätigten die Überlegenheit einer neoadjuvanten Kombination aus Nivolumab plus Chemotherapie bei Patienten mit resezierbarem nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) im Stadium IIIA-B. Dabei konnte ein akzeptierbares Sicherheitsprofil mit einem moderaten Anstieg der Toxizität der Grade 3-4 aufrechtgehalten werden, was wiederum zu der Schlussfolgerung führte, dass diese Therapie als Standardbehandlung angesehen werden sollte für diese Patienten.
Aggarwal und Kollegen von der Universität Pennsylvania, Philadelphia, gelang es zu zeigen, dass Patienten mit umfassender molekularer Genotypisierung mit 22,1 Monaten ein überlegeneres Gesamtüberleben hatten im Vergleich zu jenen mit unvollständiger/keiner Genotypisierung mit 11,6 Monaten, vermutlich vermittelt durch den Erhalt einer zielgerichteten Therapie. Dabei erwies sich die umfassende Genotypisierung aus Tumorgewebe und Plasma superior gegenüber einer alleinigen Genotypisierung nur des Tumorgewebes.
Dass genomische Analysen von Rebiopsien und überhaupt Rebiopsien notwendig sind im Laufe von Therapien, beweisen Daten von BT Li und Kollegen vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York. Die serienmäßig durchgeführten Plasmabiomarkeranalysen im Rahmen der CodeBreak100-Studie legten insgesamt 31 erworbene genomische Veränderungen bei 19 Patienten mit NSCLC offen, die die Entwicklung und Anwendung spezieller Kombinationstherapien befürworten.