In Sachen „Gallensteine“ setzt die aktualisierte Version der S3-Leitlinie „Gallensteine Diagnostik und Therapie“ erstmals auf Prävention und gibt, entsprechend den bekannten exogenen Risikofaktoren wie Übergewicht und Östrogentherapie, konkrete Hinweise für vorbeugende Maßnahmen. Regelmäßige körperliche Aktivität und bedarfsgerechte Ernährung zur Erhaltung eines möglichst normalen Körpergewichts können der Entwicklung von Cholesteringallenblasensteinen und biliären Symptomen vorbeugen, erläuterte Prof. Frank Lammert, Homburg. Und bei der Nutzen-Risiko-Abwägung einer östrogenbasierten Hormontherapie sollte das erhöhte Risiko für Gallenblasensteine und biliäre Symptome berücksichtigt werden. Eine medikamentöse Prävention wird nur bei hohem Risiko angemahnt. So sollte bei einer erhöhten Wahrscheinlichkeit zur Bildung von Gallenblasen-Sludge oder -Steinen, etwa infolge von Gewichtsreduktion durch Reduktionsdiät oder nach Adipositaschirurgie, die hydrophile Gallensäure Ursodeoxycholsäure (UDCA) vorübergehend bis zur Gewichtsstabilisierung gegeben werden. Patienten mit LPAC-Syndrom (Low Phospholipid Associated Cholelithiasis) sollten dauerhaft mit UDCA behandelt werden.
Low-FODMAP-Diät bei RDS
Das Reizdarmsyndrom (RDS) gehört zu den kompliziertesten und beratungsintensivsten Diagnosen in der gastroenterologischen Praxis. Dabei stellt sich immer auch die Frage nach dem Nutzen einer Ernährungsumstellung. Eine klare Absage erteilte Dr. Viola Andresen, Hamburg, den Ballaststoffen. Sie scheinen die Symptome bei der Mehrzahl der Patienten eher zu verschlechtern. „Nur knapp 10% bessern sich“, erläuterte Andresen. Mehr Erfolg verspricht der Verzicht auf FODMAP (Fermentable Oligosaccharides Disaccharides Monoasaccharides And Polyols). In einer kleinen Studie mit 38 Teilnehmern (30 RDS-Patienten, 8 Gesunde), die eine Low-FODMAPDiät mit traditioneller australischer Kost verglich, linderte der weitgehende Verzicht auf FODMAP die typischen RDS-Beschwerden. Gastrointestinale Symptome insgesamt, Blähungen und Schmerzen waren seltener als unter Normalkost, die Zufriedenheit mit der Stuhlkonsistenz höher. Nicht zu vergessen sei bei der Wahl der Therapiestrategie auch die Meidung individueller Trigger, so Andresen.
„Bili“ erhöht? Auf Begleitsymptome achten!
Ist der Bilirubinwert erhöht, muss an eine ganze Palette möglicher Differenzialdiagnosen gedacht werden. Um sich im Dschungel nicht zu verirren, empfahl Prof. Matthias Wettstein, Passau, zunächst einmal zwischen direkter und indirekter Hyperbilirubinämie zu unterscheiden. Wegweisend kann aber auch die Begleitsymptomatik sein. Kommen zum Ikterus Koliken hinzu, spricht dies für eine Choledocholithiasis, die Kombination mit Fieber eher für eine Cholangitis. Ist der Stuhl entfärbt, sollten Gallenwegsobstruktionen ins Kalkül gezogen werden und hinter einem schmerzlosen Ikterus kann sich auch ein Malignom verbergen, erläuterte Wettstein. Klagt der ikterische Patient über Juckreiz, liegt die Diagnose „primär biliäre Cholangitis“ nahe.
Antibiotika auch bei Salmonellose restriktiv einsetzen
Bei akuten infektiösen Gastroenteritiden stützt sich die Therapie auf Analgetika, Spasmolytika oder Antiemetika. Antibiotika gehören keinesfalls in die vorderste Reihe. Zwar lässt sich bei Campylobacter-Infekten der Krankheitsverlauf dadurch etwas verkürzen, aufgrund der drohenden Resistenzentwicklung sollte laut PD Dr. Hans-Jörg Epple, Berlin, trotzdem restriktiv agiert werden. Selbst bei einer Salmonellose wird eine antibiotische Therapie der Salmonellose nur noch unter bestimmten Voraussetzungen empfohlen: Sie „soll“ durchgeführt werden bei Bakteriämie und Zeichen einer systemischen Infektion, sie „sollte“ durchgeführt werden bei Immunsuppression und Hämodialyse und sie „kann“ durchgeführt werden bei Patienten mit Gefäßprothesen, Gefäßaneurysmen oder Implantaten.
Adjuvante Therapie des Pankreaskarzinoms: Vorteil für die Kombi
Besonders spannend war die Session, in denen aktuell publizierte Meilensteinstudien vorgestellt und diskutiert wurden. Dabei ging es unter anderem um die Frage nach der besten adjuvanten Therapie bei Pankreaskarzinom. Klare Antwort: Die Monotherapie mit Gemcitabin ist „out“, die Kombination mit Capecitabin „in“. Entscheidend dafür sind die Daten einer zweiarmigen Studie, die die 730 Patienten 1:1 randomisierte und beide Regime miteinander verglich. Das mediane Gesamtüberleben verlängerte sich unter der Kombination signifikant, im Mittel um 2,5 Monate (28,0 vs. 25,5), die 5-Jahres-Überlebensrate lag bei 28,9% gegenüber 16,3%. Aber: Capecitabin hat für diese Indikation keine Zulassung. Lammert bezeichnete die Kombination dennoch als „neuen Standard“ für die adjuvante Therapie des Pankreaskarzinoms. BF