Stammzellen

Arzt-Depesche 5/2022

Immunphänotypisierung statt Kartenlegen

Australischen Wissenschaftlern gelang es, eine Immunsignatur zu beschreiben, die durch Reaktivierung des humanen Zytomegalievirus (HCMV) nach einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) induziert wird.
Eine HCMV-Infektion ist die häufigste opportunistische Infektion nach einer HSCT und ist auf vielfältige Art und Weise mit der Immunrekonstitution nach der Transplantation verbunden. Mittels Flugzeit- Massenspektrometrie (CyTOF) wurde bei 35 Patienten die Dynamik der angeborenen und adaptiven Immunrekonstitution in den ersten 100 Tagen nach einer allogenen HSCT untersucht. Die umfangreiche Immunphänotypisierung erfolgte zu verschiedenen Zeitpunkten nach HSCT an Blutproben der Patienten mit starker (HR), niedriger (LR) oder ohne HCMV-Reaktivierung. Das Gesamtüberleben im ersten Jahr nach HSCT lag bei 88,6 %, wobei drei der vier verstorbenen Transplantierten HRPatienten waren. Im Durchschnitt dauerte eine CMV-DNAämie bei HR-Patienten 38,5 Tage länger als bei LR-Patienten. Zudem bestand ein reziproker Zusammenhang zwischen der Schwere der CMV-DNAämie und der Dichte Schleimhaut-assoziierter invarianter T-Zellen (MAIT-Zellen) bei Patienten mit einer HCMV-Reaktivierung. So war es möglich, anhand des zu Beginn einer CMV-DNAämia detektierten Spiegels von MAIT-Zellen die Schwere der sich entwickelnden CMV-DNAämie zu beurteilen. Weiterhin war bei einigen Patienten vor dem Nachweis einer CMV-DNAämie ein erhöhter Anteil an Granzym B exprimierenden Zellen nachweisbar.
Somit könnte eine HSCT-induzierte Immunsignatur, allen voran der Spiegel von MAIT-Zellen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose einer CMV-DNAämie, als Biomarker für eine CMV-DNAämie dienen. Weitere Untersuchungen sind gerechtfertigt, aber auch notwendig. GH
Quelle: Stern L et al.: Immunoprofiling reveals cell subsets associated with the trajectory of cytomegalovirus reactivation post stem cell transplantation. Nat Commun. 2022; Epub May 11; doi: 10.1038/

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