Gastroenteropankreatische neuroendokrine Tumore (GEP-NETs)

Neuroendokrine Tumoren

Arzt-Depesche 1/2022

Keine erhöhte Gefahr für Diabetes durch SSA

In einer Studie wurde untersucht, ob die Behandlung mit Somatostatin-Analoga (SSA) bei Patient:innen mit Gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren (GEP-NETs) ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Diabetes mellitus (DM) birgt. Vorerst kann Entwarnung gegeben werden.

GEP-NETs werden zunehmend häufig diagnostiziert, wobei auch im fortgeschrittenen Krebsstadium von einer relativ günstigen Langzeitprognose auszugehen ist. Bei vielen NETs kommen in der Erstlinienbehandlung Somatostatin-Analoga (SSA) zum Einsatz. In der Literatur wurde jedoch beschrieben, dass SSA die Blutzucker-Homöostase beeinflussen können und eine Assoziation zwischen SSA und Hyperglykämie besteht. Im Rahmen einer aktuellen Studie wurde nun der  Zusammenhang zwischen der Anwendung von SSA und der Entstehung von Diabetes mellitus (DM) genauer untersucht.  
Für die Analyse wurden Daten von 5.235 GEP-NET Patient:innen der Surveillance, Epidemiology, and End Results (SEER) Datenbank genutzt, die vor Behandlung nicht mit DM diagnostiziert wurden waren. 15 % dieser Patient:innen erhielten SSAs. Zwar trat DM mit in 53 % der Kohorte sehr häufig bei GEP-NET Patient:innen auf, jedoch war die Entstehung von DM nicht signifikant mit einer Behandlung mit SSAs assoziiert.
Ein erhöhtes Risiko an DM zu erkranken, bestand in der untersuchten Kohorte für schwarzhäutige Menschen, Personen hispanischer Herkunft sowie für Personen, die zuvor an der Bauchspeiseldrüse operiert worden waren oder eine Chemotherapie erhalten hatten, an einem Pankreastumor litten oder einen Tumor größer als 2cm hatten. Die Studiendaten führten somit zur Schlussfolgerung, dass auch wenn GEP-NET Patient:innen  auffallend häufig mit DM diagnostiziert werden, das Risiko bei diesen Patient:innen an DM zu erkranken, nicht erhöht wird durch eine Behandlung mit SSAs. GH

 

Kommentar
Zu den gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren (GEP-NET) zählen verschiedene endokrine und neuroendokrine Tumoren des Magen-Darm-Trakts. Sie gehen aus sehr unterschiedlichen Zelltypen des neuroendokrinen Systems hervor und verhalten sich demzufolge in ihrer Funktionalität, Differenzierung, Wachstum sowie Abstammung, Lokalisation und Prognose unterschiedlich. Somit ist für diese Tumoren die Molekularpathologie und Immunhistochemie für die Diagnosestellung und Auswahl weiterführender diagnostischer Verfahren und Therapien unerlässlich.
Quelle:

Ni K et al.: Association between somatostatin analogues and diabetes mellitus in gastroenteropancreatic neuroendocrine tumor patients: A Surveillance, Epidemiology, and End Results-Medicare analysis of 5235 patients.
Cancer Rep (Hoboken). 2021 Oct;4(5):e1387

ICD-Codes: C80
Urheberrecht: AdobeStock_451820059

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