Eine 76-jährige Frau mit Diabetes, arteriellem Bluthochdruck und Dyslipidämie stellte sich wegen abdominaler Schmerzen in der linken Flanke, Fatigue und Anorexie vor. Die Symptome hielten seit einem Monat an. Die Laborwerte waren unauffällig, im CT waren eine Divertikulose und eine Pannikulitis des Mesenteriums erkennbar. Drei Monate später erschien die Patientin wieder, diesmal mit starken Schmerzen. Der Hämoglobinwert lag mit 10,7 g/dl unterhalb des normalen Bereichs von 11,9–15,6 g/dl, das C-reaktive Protein war mit 7 g/dl gegenüber dem normalen Wert von < 5 mg/l erhöht. Im CT zeigten sich eine kleine Darmdistension mit Fettverdichtungen und eine Adenopathie im Mesenterium. Die Ileokolonoskopie ergab eine polypenartige, etwa 8 cm große Läsion, die auch den Blinddarm und die Ileozäkalklappe betraf. Die Ergebnisse einer Biopsie deuteten auf eine aktive Colitis hin. Wegen der inkonklusiven Diagnose und der anhaltenden Schmerzen wurde zwei Monate später erneut biopsiert. Die histologische Untersuchung ergab nun ein extranodales Marginalzonen-B-Zell-Lymphom. Weil die Milz im PET eine abnormale Fluorodeoxy-Glucoseaufnahme zeigte, war das Stadium IVB ausgeschlossen. Die Patientin sprach vollständig auf sechs Zyklen Rituximab und Bendamustin an.
Dieser Fall illustriert die Schwierigkeiten, die bei der Diagnostik eines seltenen Lymphoms des Blinddarms mit unspezifischer klinischer Präsentation und uncharakteristischen endoskopischen Eigenschaften auftreten. Entscheidend für die korrekte Diagnose war die endoskopische Biopsie. MR