Uroonkologie

Arzt-Depesche 4/2022

MIBC-Behandlungsstrategien in Deutschland

Basierend auf Daten des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD), des Statistischen Bundesamtes sowie aus Qualitätsberichten von Krankenhäusern wurden Behandlungstrends des muskelinvasiven Harnblasenkarzinoms (MIBC) in Deutschland der Jahre 2006 bis 2019 zusammengefasst mit Fokus auf die Anwendung der radikalen Zystektomie (RC).
In der Studie zeigte sich, dass zwischen 2006 und 2019 die Zahl der durchgeführten RCs in Deutschland um 28 % von 5.627 auf 7.292 gestiegen war. Dabei blieb der Anteil der Patienten, die mittels RC behandelt wurden, mit 75 % konstant sowie auch der der alleinigen Chemotherapien und Bestrahlungen. Im Vergleich zu 2006 erhöhte sich in dem Zeitraum bis 2019 jedoch der Anteil an Patienten über 75 Jahre, bei denen eine RC erfolgte, um 15 % auf 38 %. Zudem stieg der Anteil von Kombinationstherapien, bestehend aus Chemotherapie und operativen Eingriffen, zwischen 2006 und 2017 von 9 % auf 13 %. Um fast 15 % auf 84,4 % ging hingegen die Anzahl der jährlich durchgeführten offenen RCs zurück, während die der endoskopischen und roboterassistierten RCs von 0,7 % bzw. 0 % auf 8,8 % bzw. 6,8 % anstieg. Mit den im Allgemeinen ansteigenden Fallzahlen war auch ein leichter Trend zur Zentralisierung der Behandlungen zu beobachten. So nahm einerseits der Anteil der Patienten, die in High-Volumen-Krankenhäusern behandelt wurden, in dem untersuchten Zeitraum um 7 % zu, andererseits wurden 2019 immerhin noch 66 % der RCs in kleineren Krankenhäusern mit weniger als 25 RCs pro Jahr durchgeführt.
Die Daten der vorliegenden Studie zeigen somit, dass in Deutschland aktuell drei von vier Patienten mit diagnostiziertem MIBC leitliniengerecht einer RC unterzogen werden. GH
Quelle: Flegar L et al.: Treatment trends for muscle-invasive bladder cancer in Germany from 2006 to 2019. World J Urol 2022; 40(7): 1715-21

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