Die Misteltherapie wird am häufigsten als komplementäres Verfahren bei der Krebsbehandlung zur Verbesserung der Lebensqualität und Verminderung der systemtherapeutisch bedingten Nebenwirkungen angewendet. Aus der Mistel wurden zahlreiche potenziell biologisch und antitumoral aktive Substanzen extrahiert und naturwissenschaftlich untersucht, z. B. Flavonoide, Polysaccharide, Aminosäuren, Mistel-Lektine und Viskotoxine.
In die Studie wurden 52 Patienten eingeschlossen, von denen 15 während einer laufenden NCRT subkutan Mistelextrakt verabreicht bekamen (MG) und 37 nur NCRT erhielten (NMG). Demografisch waren die Gruppen sehr ähnlich, Unterschiede bestanden im Carbohydrate-Antigen-19-9-Spiegel, der in der NMG höher war als in der MG, und in der Tumorlokalisation, wobei die Tumoren in der NMG weiter vom Anus entfernt lagen. Unter Einsatz von ME war eine bessere Tumoransprechrate zu beobachten. So lag das pCR 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 TRG (0–1) allg. TNM-Abnahme MG (n = 15) NMG (n = 37) Patienten in Prozent p = 0,044 p = 0,024 p = 0,04 Tumorverhalten mit und ohne Misteltherapie komplette pathologische Ansprechen (pCR) in der MG bei 53,0 % und in der NMG bei 21,6 %. (Grafik unten) Unter Hinzunahme des ME war zudem ein höherer Grad der Tumorrückbildung (TRG: tumor regression grade) und Tumorschrumpfung (TNM: tumornode- metastasis) zu beobachten im Vergleich zu Patienten ohne ME (Grafik unten). In beiden Gruppen bestand kein großer Unterschied in der Toxizität, sodass ME auch zur Verminderung der chemotherapeutischen Toxizität einsetzbar wäre.
Doch noch bedarf es weiterer größerer, prospektiver, randomisierter Studien mit längeren Nachbeobachtungszeiten, um die Wirksamkeit des Extrakts auf die Verbesserung des Ansprechens auf eine NCRT bei Patienten mit fortgeschrittenem kolorektalem Karzinom zu bestätigen. GH