Varia

Arzt-Depesche 1/2022

Mögliche Nebenwirkungen von Anfang an im Visier behalten

Wissenschaftler entwickelten einen klinischen Score – CAR-HEMATOTOX –, anhand dessen das Risiko einer Hämatotoxizität nach einer CAR(chimeric antigen receptor)- T-Zell-Therapie eingeschätzt werden kann und der somit eine gezielte Anpassung der weiteren Therapie ermöglicht.
Im Real-World-Setting ist die Inzidenz für eine durch eine CAR-TZell- Therapie hervorgerufene Hämatotoxizität sehr hoch, wobei die zugrunde liegenden Ursachen noch relativ unbekannt sind. In einer multizentrischen Analyse wurden nun 258 Patienten, die aufgrund eines refraktären oder rezidivierenden großzelligen B-Zell-Lymphoms eine CD19-spezifische CAR-T-Zell-Therapie erhalten hatten, auf potenzielle prädiktive Marker für eine Hämatotoxizität untersucht. Die Inzidenz schwerwiegender Nebenwirkungen wie Neutropenie, Anämie und Thrombozytopenie lag entsprechend bei 91 %, 69 % bzw. 62 %. In der Trainingskohorte (n = 58) konnte eine signifikante Korrelation zwischen schweren lang anhaltenden Neutropenien und zu Anfang der Behandlung vorliegenden Thrombozytopenien und Hyperferritinämien beobachtet werden.
Zwischen der Inzidenz und der Schwere eines Zytokin-Freisetzungssyndroms (CRS), eines Immuneffektorzellen-assoziierten Neurotoxizitätssyndroms (ICANS) sowie Zytokin-Spitzenwerten und dem primären Endpunkt der Studie, eine 160 Tage anhaltende schwere Neutropenie, ließ sich hingegen kein Zusammenhang nachweisen.
Basierend auf den Studiendaten entwickelten die Autoren ein CAR-HEMATOTOX-Model, welches die Bestimmung von Entzündungsmarkern wie des C-reaktiven Proteins und der Ferritinwerte zu Behandlungsbeginn, aber auch Blutbildwerte wie Thrombozytenzahl, Hämoglobinwert und absolute Neutrophilenzahl (ANC) beinhaltete. Dabei ergaben höhere Werte der Entzündungsmarker und niedrigere Blutbildwerte in der Summe einen höheren CAR-HEMATOTOX-Score. Ein höherer, in verschiedenen unabhängigen Kohorten validierter CAR-HEMATOTOX- Score war mit länger andauernden Neutropenien und einer höheren Inzidenz schwerer Thrombozytopenien nach einer CAR-T-Zell-Therapie verbunden.
Diese ermittelten Assoziationen lassen den Schluss zu, dass die Bestimmung des CAR-HEMATOTOX-Scores vor Beginn einer solchen Immuntherapie zur Risikostratifizierung des Auftretens und des Ausmaßes einer Hämatotoxizität und der damit verbundenen Nebenwirkungen aufgrund der Behandlung genutzt werden kann – und sollte.
Der CAR-HEMATOTOX-Score ermöglicht so, präventive antimikrobielle Therapien rechtzeitig zu initiieren und insgesamt vorausschauender zu therapieren. GH
Quelle: Rejeski K et al.: CAR-HEMATOTOX: a model for CAR T-cell-related hematologic toxicity in relapsed/refractory large B-cell lymphoma. Blood 2021 Dec 16; 138(24): 2499-2513

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