Infektiologie

Arzt-Depesche 2/2021

Neuer Schnelltest bei OSCC

Für einen neuen Schnelltest zum Nachweis einer HPV-16(Humane Paillomaviren)-Infektion, der auf der Detektion von L1-Antikörpern basiert, ergab sich nun eine diagnostische Gesamtgenauigkeit von 100 %.
Erhöhte HPV-16-L1-Antikörper-Werte weisen bei nicht gegen HPV geimpften Personen spezifisch auf veränderte Zellen hin und sind als Indikator für Krebsvorstufen bzw. Tumoren zu werten. Gerade beim oralen Plattenepithelkarzinom (OSCC) sind Gewebeveränderungen erst in einem relativ späten Stadium zu erkennen, weshalb hier eine aussagekräftige Früherkennungsmethode eine entscheidende Rolle spielt. Doch bislang gab es eine solche Methode nicht. Jetzt ist ein neuer immunologischer Schnelltest verfügbar, mit dem Antikörper gegen HPV-16-induziertes Tumorwachstum zuverlässig nachgewiesen werden können.
In einer prospektiven Studie wurde nun die HPV-16-Assoziation aller zwischen 2015 und 2019 behandelten OSCC-Patienten mittels L1- Seropositivität über den neuen Schnelltest, eine p16-Immunhistochemie und teilweise eine Multiplex-PCR zur Subtypbestimmung analysiert. Bei den 107 Studienteilnehmern wurde das Karzinom in 65 % der Fälle in einem frühen Stadium entdeckt. 28 % wiesen Metastasen in einem oder mehreren Lymphknoten auf. Entsprechend den Leitlinen wurden alle Patienten operativ behandelt. 14 Patienten verstarben wegen des OSCC. Die p16-Expression war in 17 Fällen positiv, der L1-Antikörper-Schnelltest in sieben Fällen (6,5 %). Die zusätzliche PCR-Analyse wurde bei zehn Patienten mit positiver p16-Expression und negativem L1-Antikörper-Schnelltest durchgeführt. Die HPV-Gesamtprävalenz war gering und betrug 8,4 %, für HPV-16 6,5 %. Die p16-Expression zeigte eine Sensitivität von 100 %, eine Spezifität von 90 % und eine diagnostische Genauigkeit von 90,65 %. Der positive Vorhersagewert (PPV) betrug 41,18 %, der negative (NPV) 100 %. Deutlich besser war der neue L1-Antikörper- Schnelltest: Alle Werte lagen hier bei 100 %. Ein positives Ergebnis in beiden Tests korrelierte signifikant mit einer HPV-16-Infektion. Der anstelle der p16-Immunhistochemie verwendete L1-Antikörper- Schnelltest stellt eine zusätzliche diagnostische Staging-Methode zum Nachweis von HPV 16 als Ursache eines Karzinoms dar. GS
Kommentar
Die sehr guten Daten für den neuen Schnelltest beruhen auf dem Einsatz des speziellen Antikörperklons Anti-HPV-16-L1. Dieser ist gegen ein Protein gerichtet, das nur von Zellen gebildet wird, bei denen HPV 16 schon aktiv in die Zellteilung eingegriffen hat. Dieser Antikörper tritt also immer nur dann auf, wenn eine subklinische HPV-16-Infektion in eine Krebsvorstufe oder ein Karzinom übergegangen ist. So kann der Test ein OSCC bereits im Frühstadium nachweisen und damit eine rechtzeitige Behandlung ermöglichen. Dies vergrößert die Heilungschancensignifikant.
Quelle: Blatt S et al.: Clinical efficacy of an antibody-based detection system for human papilloma virus infection in oral squamous cell carcinoma. Clin Oral Investig 2021; 25: 2837–43

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