Kongress-Bericht; Jahrestreffen der ASCO 2021

Arzt-Depesche 2/2021

Neues aus der Krebsforschung, zu Krebstherapien und Patientenverorgung

Auf dem einmal im Jahr in den USA stattfindenden größten und wichtigsten internationalen Krebskongress, dem ASCO Annual Meeting, wurden auch dieses Jahr wieder die neuesten Daten aktueller Studien zu verschiedenen Indikationen sowie Trends der Krebsforschung vorgestellt und diskutiert.
So wurden unter anderem Ergebnisse der placebokontrollierten Phase-III-Studie JUPITER-02 präsentiert, die zeigten, dass die Hinzunahme des PD-1(programmed death receptor-1)-Antikörpers Toripalimab zu einer Chemotherapie (CT) mit Gemcitabin-Cisplatin (GP) bei wiederkehrendem oder metastasierendem Nasopharynxkarzinom (r/m NPC) zu einer signifikanten Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS) und der allgemeinen Ansprechrate sowie einer verlängerten Dauer des Ansprechens im Vergleich zu Placebo führte. Da sich auch das Sicherheitsprofil unter Toripalimab-Hinzunahme nicht wesentlich von dem unter GP allein unterschied, wurde geschlussfogert, dass sich die Kombination aus dem PD-1-Antikörper und GP als neue Standardtherapie in der Erstlinie für Patienten mit r/m NPC eignet. Im Rahmen der VISION-Studie wurde die Wirksamkeit der Radio-Liganden-Therapie (RLT) mittels Lutetium-177(Lu-177)- markiertem PSMA(Prostataspezifisches Membranantigen)-Antagonisten (177Lu- PSMA-617) bei Patienten mit metastasierendem kastrationsresistentem Prostatakrebs (mCRPC) untersucht. Im Vergleich zum derzeitigen Pflegestandard (SOC: standard of care) führte 177Lu-PSMA-617 zu einer signifikanten Verbesserung des radiographischen PFS (rPFS) und Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS). Im Rahmen der SOC wurde der RLT gut vertragen, was dessen Einsatz bei Männern mit fortgeschrittenem PSMA-positivem mCRPC befürwortet.
Die Daten der multizentrischen Phase- III-Studie OlympiA zeigten, dass Olaparib, ein PARP-Inhibitor (PARPi: Poly[ADP-Ribose]-Polymerase-Inhibitor) bei HER2(human epidermal growth factor receptor 2)-negativen Hochrisiko-Brustkrebspatienten mit BRCA1/2(BReast C Ancer 1/2)-Keimbahnmut ationen, die eine definitive lokale und neoadjuvante bzw. adjuvante Behandlung abgeschlossen hatten, im Vergleich zu einer Standard-Monochemotherapie das PFS signifikant verlängerte. Ausgehend von diesen Studiendaten muss Patienten beim frühen HER2-Mammakarzinom mit hohem Rückfallrisiko auch ohne familiäre Belastung eine BRCA-Testung angeboten werden. Bei Patienten mit mutiertem BRCA, die die Einschlusskriterien der OlympiA-Studie erfüllen, sollte dann ein Jahr Olaparib angeboten werden. Die Überlebensdaten der Studien PALOMA 3 und MONALEESA 3 bestätigten die Rolle der CDK4/6(cyclin dependent kinase 4/6)-Inhibitoren beim HR+(Hormonrezeptor- positiven) HER2- Mammakarzinom, durch die sich die Prognose für die Patienten deutlich verbessert hat.
In der randomisierten Phase-III-Studie KEYNOTE-564 zum Einsatz von Pembrolizumab, einem gegen PD-1 gerichteten Immuncheckpoint-Inhibitor (ICI), in der adjuvanten Situation bei Patienten mit Nierenzellkarzinom, führte die Behandlung mit dem ICI zu einer signifikanten und klinisch sinnvollen Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens im Vergleich zu Placebo.
Erste Resultate der CheckMate- 648-Studie weisen darauf hin, dass eine Kombination aus Nivolumab (NIVO) und CT oder NIVO und Ipilimumab (IPI), zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens und einem verlängerten Therapieansprechen bei Patienten mit fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom des Ösophagus (ESCC: esophageal squamous cell carcinoma) führte. Beide Kombinationen, ob nun die aus PD-1-ICI (NIVO) und CT oder die aus NIVO und dem CTLA-4(cytotoxic T-lymphocyte-associated Protein 4)- ICI (IPI), stellen somit neue potenzielle Erstlinientherapieoptionen beim fortgeschrittenen ESCC dar.
Auf dem ASCO vorgestellt wurden auch nicht von Pharma-Firmen gesponserte Studien mit interessanten Daten. So z. B. eine etwas kleinere Studie zur Untersuchung der Kombination aus Ivosidenib, einem Inhibitor der Isocitrate dehydrogenase 1 (IDH-1), und Venetoclax, einem BCL-2(B-cell lymphoma 2)-Hemmer, die bei IDH-mutierter akuter myeloischer Leukämie (AML) mit oder ohne Azacitidin zu einer hohen kompletten Ansprechrate bei einem vertretbaren Sicherheitsprofil führte.
Oder eine Studie zum klassischen Hodgkin- Lymphom (cHL) im Frühstadium, in der sich zeigte, dass mittels einer an eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) adaptierte Therapie eine Strahlentherapie umgangen werden kann. GH
ICD-Codes: C11.9 , C92.-

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