Metastasiertes kolorektales Karzinom

Praxis-Depesche 6/2021

Palliativversorgung sollte frühzeitig begonnen werden

In einer Pilotstudie wurde untersucht, wie sich eine frühe, integrierte Palliativversorgung auf Patient:innen mit metastasiertem kolorektalem Karzinom auswirkt.
In einer Prä-Post-Interventions- Kohortenstudie wurden jeweils 30 Personen mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (mCRC) der Palliativmedizin- bzw. der Kontrollgruppe mit Regelversorgung zugeteilt. Zu Beginn sowie nach 1, 3, 6, 9 und 12 Monaten wurden sie ebenso wie pflegende Angehörige und behandelnde Ärztinnen und Ärzte zu Symptomen, Lebensqualität, ihrer Sicht der Heilungswahrscheinlichkeit und ihren getroffenen Vorsorgemaßnahmen wie Patientenverfügung, Bestimmen von Entscheidungsbefugten, parziellem Code-Status und POLST (Arztanweisungen für lebenserhaltende Maßnahmen) befragt.
Hinsichtlich Symptomen, Lebensqualität, Leidensdruck und Zufriedenheit mit den Informationen über Prognose und Therapiemöglichkeiten bestand zwischen den beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied. Interessant war, dass die Palliativversorgten eine signifikant geringere Heilungswahrscheinlichkeit annahmen als diejenigen mit Regelversorgung (p = 0,016). Am Ende der Studie hatten 83,3 % aus der Interventionsgruppe einen Entscheidungsbefugten dokumentiert, aber nur 26,7 % (p < 0,0001) aus der Kontrollgruppe. Mehr Erkrankte der Palliativgruppe wählten einen parziellen Code (43,3 % vs. 16,7 %; p < 0,03). 63 % der Palliativversorgten hatten eine Patientenverfügung, unter den Regelversorgten waren es nur 13,3 % (p < 0,0001). Ein POLST festgelegt hatten 26,7 % der Palliativversorgten, aber lediglich 6,7 % derer mit Regelversorgung (p = 0,04). In der Subgruppe derjenigen, die verstorben waren und zu denen Daten zur Inanspruchnahme der medizinischen Versorgung am Lebensende vorlagen, waren 25 % der Interventions- bzw. 41,2 % der Kontrollgruppe in den letzten 30 Tagen ihres Lebens hospitalisiert (p = 0,4). 92,3 % bzw. 68,3 % waren im Hospiz (p = 0,1). 60 % der Regelversorgten wurden an die Palliativmedizin überwiesen. Die mediane Zeit zwischen ihrer Überweisung und dem Tod betrug 74 Tage, bei den Interventionspatient:innen waren es 326 Tage. Alle Patient:innen und pflegenden Angehörigen fühlten sich durch das Interventionsprogramm besser unterstützt und würden es anderen Krebserkrankten weiterempfehlen.
Für die befragten Ärztinnen und Ärzte ermöglicht das Interventionsprogramm eine umfassendere und koordinierte Versorgung der Patient: innen. Jedoch waren ihrer Meinung nach nicht alle für das Programm empfänglich. Aus den Ergebnissen schließen sie, dass sich diejenigen am besten für eine integrierte Palliativversorgung eignen, die durch die Symptome stark belastet sind, psychosoziale Komplexität aufweisen, eine schlechte Prognose haben oder offen hinsichtlich iher Zukunftsplanung sind. GS
Kommentar
Die integrierte Palliativversorgung wurde von Patient:innen, pflegenden Angehörigen und Behandelnden durchwegs positiv bewertet. Ein systematisches Screening zur Identifizierung von Patient:innen, die am ehesten von der integrierten Palliativversorgung profitieren, könnte Wirksamkeit und Effizienz noch erhöhen.
Quelle: Bischoff KE et al.: Embedded palliative care for patients with metastatic colorectal cancer: a mixed-methods pilot study Supportive Care in Cancer 2020; 28(12): 5995-6010

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x