Lange Zeit nur unspezifische Symptome

Praxis-Depesche 4/2015

Pankreaskarzinom – diagnostisches Dilemma

Das lange Fehlen organspezifischer Warnzeichen ist ein Merkmal vieler Malignome, am ausgeprägtesten aber beim Pankreaskarzinom. Verdauungsbeschwerden sind häufig und fast immer funktioneller Art, weshalb eine frühe Suche nach diesem Krebs unterbleibt. Es kommt darauf an, einen „high index of suspicion“ zu haben.

Typisch ist eine Kasuistik, die britische Autoren zur Illustration der Problematik anführen: Ein 74-jähriger Patient hatte sich wegen Verdauungsbeschwerden selbst mit Antazida versorgt. Als sie nicht besser wurden, ging er nach drei Monaten zum Arzt. Der verschrieb einen Protonenpumpenhemmer und bestellte ihn nach vier Wochen wieder ein. Zwei Monate später traten Rückenschmerzen auf; der Arzt verordnete Paracetamol und riet zu Bewegungsübungen. Im Laufe weiterer vier Wochen entwickelte sich Gelbsucht und der Urin wurde dunkel. Jetzt wurde der Patient ins Krankenhaus eingewiesen. Dort ergab das Kontrastmittel-CT ein lokal fortgeschrittenes, nicht resezierbares Pankreaskarzinom. Es blieb nur palliative Chemotherapie. Nach fünf Monaten verstarb der Patient.
Beim Pankreaskarzinom handelt es sich in den meisten Fällen um ein duktales Adenokarzinom, das vom Epithel der exokrinen Drüse ausgeht. Die typische Obstruktion des unteren Choledochus führt zum klassischen Befund des schmerzlosen Ikterus mit dunklem Urin, hellem Stuhl und Pruritus. Noch heimtückischer sind die Pankreaskörper- und -schwanztumoren.

Bei halbwegs rechtzeitiger Diagnose gelten Resektion und adjuvante Chemotherapie als optimale Behandlung. Sie kann bei der Mehrzahl der Patienten aber nicht eingesetzt werden, entweder weil die Patienten wegen Komorbiditäten inoperabel sind oder der Krebs lokal fortgeschritten bzw. metastasiert ist.

Was hindert an Früherkennung?

Zu den systemischen Zeichen, die häufig sind, aber meist nicht richtig interpretiert werden, gehören Gewichtsverlust sowie die Entwicklung eines Diabetes oder eines pathologischen Glucosetoleranztestes. Zu den lokalen Zeichen zählen Bauch- und Rückenschmerzen. Der Bauchschmerz, oft epigastrisch lokalisiert und in den Rücken ausstrahlend, wird oft für Dyspepsie gehalten. Rückenschmerzen kommen bei diesem Krebs oft vor, möglicherweise schon als Zeichen einer extrapankreatischen Ausbreitung in neurale Plexus. Allerdings ist Rückenschmerz bei Menschen dieser Altersgruppe ohnehin häufig.

Der Ikterus kommt ziemlich spät. Er löst meist eine Überweisung und zielführende Diagnostik aus. Eine Obstruktion des Ductus pancreaticus kann die exokrine Funktion des Organs beeinträchtigen, mit Fettunverträglichkeit, Steatorrhoe und Gewichtsverlust. Wenn man diese Zeichen in leichter Ausprägung registriert, könnte man eine relativ frühe Diagnose stellen.

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