Der bidirektionale Zusammenhang zwischen COVID-19 und psychischen Erkrankungen wurde in einer US-amerikanischen Kohortenstudie mit 62.354 Infizierten deutlich, schilderte PD Dr. Andreas Menke, Bernau: Die Infektion führte bei psychisch nicht vorerkrankten Patienten zu einer erhöhten Rate psychischer Erkrankungen. Umgekehrt wiesen Studienteilnehmer, bei denen ein Jahr vor der Corona-Infektion eine psychische Erkrankung diagnostiziert worden war, eine erhöhte COVID-19-Inzidenz auf. In einer US-Auswertung von 61 Mio. Menschen ergab sich für ADHS-Patienten gegenüber Gesunden ein mehr als siebenfach erhöhtes Infektionsrisiko (adj. Odds Ratio [OR]: 7,31; p < 0,001). Bei psychisch vorerkrankten COVID-19-Patienten fielen zudem die Hospitalisierungsrate (27,4 % vs. 18,6 %) und die COVID-19-Mortalität (8,5 % vs. 4,7 %) deutlich höher aus als bei den psychisch Gesunden.
Dass eine adäquate medikamentöse Therapie wie mit dem Goldstandard Methylphenidat das erhöhte Risiko einer COVID-19-Infektion von ADHS-Patienten verrin- gern kann, zeigt die Auswertung von 14.022 Krankenakten: Unter den 1.416 (10,1 %) positiv auf SARS-CoV2 getesteten Probanden war der Anteil an ADHS-Patienten gegenüber negativen Patienten deutlich erhöht (adj. OR: 1,58; p < 0,001). Interessanterweise war das COVID-19-Infektionsrisiko nur bei unbehandelten ADHS-Patienten signifikant höher als bei den Menschen ohne ADHS (OR: 1,61; p < 0,001), nicht jedoch bei den mit ADHS-Medikamenten (zu 92 % mit Stimulanzien) behandelten (OR: 1,07; p = 0,65).
Um den durch die Pandemie ausgelösten Stress zu reduzieren, empfiehlt Menke ADHS-Patienten, aber nicht nur diesen, körperliche Bewegung, mediterrane Kost und verschiedene Entspannungstechniken, darunter auch neuartige Methoden wie „Shinrin Yoku“ (Waldbaden) oder therapeutisches Segeln. GS