In der Hämatoonkologie sind viele der individualisierten Therapien gerade für geriatrische Patient:innen noch nicht validiert. Die zur Verfügung stehenden Bewertungstools des Gesundheitszustands der Betroffenen zur Unterstützung der Therapieentscheidung, sind oft sehr zeitund personalintensiv.
Eine Gruppe des Dana-Farber Cancer Institute untersuchte nun, inwieweit es möglich ist, anhand eines zeit- und ressourcensparenden Vier-Minuten Gehtests Behandlungseffekte und Überlebenswahrscheinlichkeiten bei betagten Blutkrebspatient:innen vorherzusagen. Ausgewertet wurden Daten von 408 Blutkrebspatient:innen im Alter von ≥ 75 Jahren. Die Ergebnisse des Gehtests wurden den Onkologen erst nach Therapieentscheidung mitgeteilt und dann mit der im Vorfeld der Therapie eingeschätzten körperlichen Verfassung der Patient:innen verglichen. Die Auswahl, mit welcher Intensität behandelt wurde, ob standardgemäß, reduziert oder nur mit unterstützenden Maßnahmen, erfolgte dabei gemäß Leitlinien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN). Es zeigte sich, dass die Gehgeschwindigkeit stark mit der Überlebenszeit assoziiert war. So überlebten Erkrankte mit einer Gehgeschwindigkeit von < 0,4 m/s im Mittel 10,8 Monate, die mit 0,4–0,6 m/s 18,6 Monate, die mit 0,6–0,8 m/s 34 Monate. Die auf Grundlage der NCCN-Leitlinien getroffene Entscheidung über die Therapieintensität korrelierte jedoch nicht mit der Gehgeschwindigkeit. So erhielten 38,4 % der Patient:innen, die nicht schneller als 0,6 m/s waren, eine Standardtherapie während 55 % der schnellsten Patient:innen eine reduzierte Therapie oder unterstützende Maßnahmen erhielten. GH