Gelbsucht nach Mammakarzinom

Eine 38-jährige Frau wurde wegen einer bestehenden Gelbsucht zu einer ausführlichen Untersuchung in der Klinik aufgenommen. Drei Jahre zuvor hatte sie sich wegen eines Mammakarzinoms einer rechtseitigen totalen Mastektomie und axillären Lymphknotendissektion unterzogen (Stadium IIIc). Die histopathologische Untersuchung ergab ein invasives Östrogenrezeptor-positives Adenokarzinom mit negativen Rändern und Lymphknotenbefall. Da mehrere Knochenmetastasen bestanden, unterzog sie sich postoperativ einer Radiochemotherapie.
Die Blutuntersuchung ergab jetzt erhöhte hepatobiliäre Enzymwerte für AST (125 U/l), ALT (189 U/l), gamma-GTP (552 U/l) und Bilirubin (3,4 mg/dl). Auch die Tumormarker CEA (48,8 ng/ml), PIVKA2 (104 mAU/ml), NCC-ST-439 (670 U/ml), CA15-3 (51,0 U/ml) und CSLEX (1.400 U/ml) waren erhöht. Die kontrastverstärkte CT zeigte mehrere intrahepatische Massen mit geringer Kontrastdichte, die Wände der intra- und extrahepatischen Gallengänge wiesen Kontrasteffekte auf. Die endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikografie (ERCP) zeigte vom intra- bis zum extrahepatischen Gallengang ausgedehnte multiple Stenosen mit glatter Oberfläche. Dies sprach für eine maligne Stenose, die sich jedoch von einer durch einen epithelialen Tumor verursachten Stenose unterschied. Deshalb wurde die vorliegende Stenose auf eine subepitheliale Kompression infolge Gallengangsmetastasen des früheren Mammakarzinoms zurückgeführt - obwohl ein Gallengangskarzinom nicht ausgeschlossen werden konnte.
Die histopathologische Untersuchung nach transpapillärer Gallenblasenbiopsie ergab ein Adenokarzinom, das sich bis in das Subepithel des Gallengangs erstreckte. Die im Biopsat enthaltenen malignen Tumorzellen ähnelten denen des früheren invasiven Mammakarzinoms.GS