BCMS liefern nachweislich prognostische Informationen z.B. zum Rückfallrisiko oder auch Überleben von Patientinnen mit BC im Frühstadium (eBC). Sie dienen zudem dazu, BC-Patientinnen auszuwählen, die auf eine adjuvante Chemotherapie verzichten können. So sind Empfehlungen zur Anwendung von kommerziell erhältlichen BCMS für eBC in den klinischen Leitlinien unter anderem der American Society of Clinical Oncology (ASCO), der National Comprehensive Cancer Network (NCCN) und der European Society for Medical Oncology (ESMO) enthalten.
Inwieweit BCMS in der klinischen Praxis derzeit eingesetzt werden, ging eine Delphi-Umfrage im Rahmen der PROCURE-Studie genauer auf den Grund. Insgesamt 133 BC-Experten aus 11 europäischen Ländern nahmen an der Studie teil. Die meisten der Teilnehmer (86,5 %) arbeiteten in einem Lehrkrankenhaus, 72,2 % waren auf medizinische Onkologie spezialisiert, 75,9 % hatten mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Behandlung von BC. Etwa die Hälfte der Teilnehmer analysierte Biopsien von Patientinnen mit BC. Für 94 % der Umfrageteilnehmer waren BCMS verfügbar. Reichlich 66 % nutzten BCMS regelmäßig, 27,1 % hingegen nur in speziellen Fällen und 0,7 %, wenn von Kollegen angefragt. Bemerkenswerterweise gaben 14,3 % an, BCMS während der COVID-19-Pandemie häufiger verwendet zu haben.
Bei 85 % der Befragten war die Anwendung von BCMS durch Richtlinien auf Krankenhaus- oder Landesebene vorgegeben. Dabei unterschieden sich die Hauptkriterien für die Verwendung der BCMS zwischen den Krankenhäusern. Zwei Hauptgründe für die Verwendung von BCMS bei Patientinnen mit eBC waren die Bewertung des Risikos von Fernrezidiven innerhalb der folgenden zehn Jahre und zur Vermeidung sowie Vorhersage des Nutzens von Chemotherapien.
Aus der Umfrage ergab sich zwar, dass die klinischen Fachkräfte im Allgemeinen über die Empfehlungen bezüglich der Anwendung der BCMS informiert waren, doch auch Diskrepanzen zwischen der empfohlenen und der tatsächlichen Verwendung von BCMS in der klinischen Praxis bestanden. Dies insbesondere für Patientenprofile, für die es bisher keine unterstützenden Beweise gibt. Auch gehen immerhin 33 % der Befragten davon aus, dass mittels BCMS die Auswahl einer spezifischen Chemotherapie getroffen werden kann, obwohl dies nicht der Fall ist. Ein Viertel der Befragten gab zudem an, BCMS für Patientenprofile außerhalb der von den Leitlinien empfohlenen zu verwenden.
Aus den Ergebnissen war somit ersichtlich, dass es noch einige Bereiche gibt, in denen weitere Schulungen für klinische Fachkräfte erforderlich sind, um eine angemessene Verwendung von BCMS sicherzustellen und somit die Behandlung von Patientinnen mit eBC zu verbessern. GH