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Arzt-Depesche 1/2018

Hypopigmentierung – Wissen, was hinter hellen Flecken steckt

Rund 5% aller Menschen tragen eine oder mehrere hypopigmentierte Makulae am Körper. Die hellen Flecken sind meist harmlos, können manche Patienten aber schwer belasten. Die Diagnose kann oft schon in der Allgemeinarztpraxis gestellt werden. Manchmal ist aber auch eine Überweisung zum Spezialisten notwendig.

Jeden betroffenen Patienten sollte man fragen, wie und wann der helle Hautfleck entstanden ist, wie er sich entwickelt hat und ob es weitere gibt. Auch sollte man sich nach dem Wohlbefinden des Patienten erkundigen. Wichtige Hinweise auf die Ursache der Hypopigmentierung liefern neben Alter und ethnischer Zugehörigkeit vor allem die Form, Verteilung und Fläche der Makulae.
 
Vitiligo
 
Die Autoimmunerkrankung Vitiligo betrifft etwa 1% der Weltbevölkerung und tritt typischerweise vor dem 30. Lebensjahr auf. Die meist symmetrisch verteilten Makulae liegen meist auf dem Gesicht, der Genitalregion, den Hände und Füßen. Im Frühstadium können die Flecken unklar abgegrenzt und noch teilweise pigmentiert sein. Ein Hinweis ist auch eine familiäre Vorgeschichte von Vitiligo oder von anderen Autoimmunerkrankungen, z. B. Alopezia areata.
Therapie: Die topische Applikation potenter bis hochpotenter topischer Steroide 1× tgl. oder von 0,1% Tacrolimus 2× tgl. sechs Monate lang führte in Studien erfolgreich zur Repigmentierung. Vor allem bei frühem Einsatz waren die Ansprechraten recht gut. Zudem sollte man Betroffenen raten, auf Sonnenschutz an den Makulae zu achten und umliegende Hautbräune zu vermeiden, damit die hellen Flecken weniger auffallen.
Eine Überweisung zum Spezialisten ist erforderlich bei auffällig rascher Ausbreitung der Vitiligo und bei Nicht-Ansprechen auf eine dreimonatige topische Therapie. Patienten mit extensiver (>10% der Körperoberfläche bedeckender) Vitiligo oder nicht auf Topika ansprechende Patienten mit Vitiligo an exponierten Stellen können von einer Phototherapie profitieren.
 
Postinflammatorische Hypopigmentierung
 
Helle Flecken können auch im Nachgang von Entzündungen entstehen, z. B. nach Ekzemen, Psoriasis, Sarkoidose oder Verbrennung. Dunkelhäutige Patienten haben ein höheres Risiko für eine postinflammatorische Hypopigmentierung als hellhäutige.
Therapie: Meist verschwinden die hellen Stellen nach Therapie der zugrundeliegenden Ursache über einige Monate von selbst.
 
Pityriasis versicolor
 
Bei der Pityriasis versicolor handelt es sich um eine Infektion mit dem Pilz Malassezia. Er verursacht flache, schuppige Hautverfärbungen an Rumpf und Extremitäten und ist vor allem in heißen Klimata verbreitet. Betroffen sind vor allem junge Erwachsene. Im Zweifelsfall kann die Diagnose durch eine Hautmykologie gestellt werden. Therapie: Das Waschen der betroffenen Stellen mit speziellen Shampoos mit 2% Ketoconazol oder 2,5% Seleniumsulfid über fünf bis sieben Tage vertreibt den Pilz. Eine weitere Behandlung ist nur bei fortbestehenden Schuppen nötig. Die Flecken können nach der Therapie aber noch lange, ggf. auch permanent bestehen bleiben.
 
Pityriasis alba
 
Pityriasis alba beschreibt ein leichtes oberflächliches Ekzem, das etwa 5% aller Kinder zeigen. Dabei bilden sich weiße schuppige Flecken, meist an Wangen, Kinn und Armen. Oft werden die Patienten nach einem Sommerurlaub vorstellig, wenn die Flecken auf der gebräunten Haut stärker auffallen. Die Diagnose erfolgt klinisch; die Hautmykologie ist negativ.
Therapie: Pityriasis alba ist meist selbstlimitierend. Feuchtigkeitscremes helfen gegen Hauttrockenheit, und leichte topische Steroide wie Hydrokortison 1% können die Entzündung lindern.
 
Halo-Naevus
 
Ein Halo-Naevus entsteht, wenn ein benigner melanozytärer Naevus langsam vom Immunsystem angegriffen wird. Da auch die umliegenden Melanozyten beschädigt werden, bleiben zunächst ein hypopigmentierter Rand und nach Tilgung des Muttermals ein heller Fleck zurück.
Therapie: Die ursprüngliche Hautfärbung kehrt Monate bis Jahre später langsam wieder zurück. Halo-Naevi kommen bei etwa 1% aller Kinder und jungen Erwachsenen vor.
Da Halo-Naevi selten auch mit einem angrenzenden oder entfernt liegenden malignen Melanom assoziiert sein können, sollte eine vollständige Hautuntersuchung erfolgen und im Zweifel an den Dermatologen überwiesen werden. Bei unauffälligen Naevi ist keine Therapie nötig. Wichtig ist ausreichender Sonnenschutz, da die aufgehellten Stellen kein Melanin enthalten. OH
Quelle:

Hill JP, Batchelor JM: An approach to hypopigmentation. BMJ 2017; 356: i6534

ICD-Codes: B36.0 , L80 , L30.5

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