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Der Deutsche Schmerz- und Palliativtag 2023

Arzt-Depesche 2/2023

Individualisierung statt Standardisierung

Der Deutsche Schmerz- und Palliativtag 2023 stand unter dem Motto „Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret“. Neben der Versorgungsforschung gehörten auch die Palliativmedizin und Opioide bei Krebsschmerz sowie Neuerungen in den Praxisleitlinien Tumorschmerz der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) zu den Schwerpunkten der diesjährigen Tagung.

Der Kongresseröffnung und den einleitenden Grußworten des Kongresspräsidenten Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS, und PD Dr. Michael A. Überall, Vizepräsident der DGS und Präsident der Deutschen Schmerzliga (DSL), folgte der Exzellenzvortrag von Prof. Giovanni Maio zum Thema „Sorge als identitätsstiftendes Element in der Schmerzmedizin“. Ausgehend von der Begrifflichkeit und Bedeutung des Schmerzes erklärte er die Bedeutsamkeit der Sorgekultur und dass diese über das rein Verrichtende hinausgehe. Er betonte, dass nur die Sorge als Teil der ärztlichen Tätigkeit eine gute Medizin ermögliche. In seiner Dankesrede zu dem an ihn verliehenen diesjährigen Deutschen Schmerzpreis erklärte er zudem, dass Zuhören als ein Teil der Therapie zu betrachten sei.

Neben der Versorgungsforschung wurden auch Themen der Palliativmedizin inklusive erster Ergebnisse einer Umfrage zum ärztlich assistierten Suizid angesprochen. PD Dr. Michael A. Überall präsentierte den Status quo (März 2023) der aktuell noch laufenden Online-Befragung zum Thema „Freiheit des Rechts auf selbstbestimmtes Sterben“. Von den 5.709 Teilnehmern der Umfrage – Gesunde, chronisch Kranke sowie Palliativpatienten – waren 90 % der Ansicht, dass jeder Mensch selbst entscheiden können sollte, wie und wann er seinem Leben ein Ende setzt. Nur 60 % waren dieser Meinung, wenn keine lebensbedrohliche Erkrankung vorliegt. Eine aktive Unterstützung für den eigenen Tod wünschen sich sieben von zehn Teilnehmern – und das aber in einer qualifizierten Einrichtung. Die auf die Präsentation folgende Diskussion unter den Experten und die verschiedenen Meinungsäußerungen zu dem Thema offenbarten noch zahlreiche offene Fragen und auch Unsicherheiten seitens der Mediziner hinsichtlich der Ausarbeitung des Gesetzesentwurfs für assistierten Suizid und auch den Umgang mit diesem Thema in der Praxis.

In seinem Vortrag zum Einsatz von Opioiden bei Krebsschmerz ging Überall speziell auf langwirksame orale Opioide (LAOs) ein. Während Daten aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) schlussfolgern ließen, dass LAOs vergleichbar in ihrer Wirksamkeit und untereinander austauschbar sind, verwies er auf Praxisdaten aus dem Deutschen-Schmerz-E-Register, die belegen, dass orales Hydromorphon signifikant wirksamer ist als orales Morphium und Oxycodon. Er fasste zudem zusammen, dass 24-Stunden-Retardpräparate von Hydromorphon den herkömmlichen Retardpräparaten überlegen sind.

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