Von Dr. Thomas Haas, Berlin, werden aktuell 163 Patienten (64 % Frauen, 93 % RRMS) mit Cladribin-Tabletten behandelt, die Mehrzahl wurde relativ früh im Erkrankungsverlauf auf die hochwirksame orale Impulstherapie eingestellt. 30 % seiner Patienten wiesen konstant Lymphozytenraten oberhalb des LLN (Lower limit of normal) auf. Die Mehrheit der Patienten (83 %) hatte eine Lymphopenie Grad 0-2, 10 % eine Lymphopenie Grad 3 und nur ein Patient eine Lymphopenie Grad 4. 98 Patienten zeigten im ersten Behandlungsjahr keine MRT-Aktivität. Das Nebenwirkungsprofil war – abgesehen von einer höheren Herpes-zoster-Inzidenz – ähnlich dem der CLARITY-Studie. 52 % aller Patienten (mit unterschiedlicher Behandlungsdauer) blieben über den Beobachtungszeitraum schubfrei. Nach zwei Jahren war die jährliche Schubrate um 73 % gesunken. Mit etwa 85 % wechselte die Mehrzahl der Patienten die Behandlungsstrategie bisher nicht.
Unter der Impulstherapie mit Cladribin-Tabletten sind Impfungen mit Totimpfstoffen jederzeit möglich, betonte Dr. Christoph Grothe, Troisdorf. Alle seine Patienten erreichten unter Cladribin positive Anti-SARS-CoV-2-lgG-Antikörperspiegel, auch jene mit niedrigen B-Zellzahlen. Die Spiegel waren zudem unabhängig vom Zeitpunkt der Impfung in Bezug zur letzten Cladribin-Dosis. Außerdem war die Immunreaktion mehrheitlich unabhängig vom Alter und trotz niedriger Lymphozytenzahlen bei allen Patienten ausreichend. Die Stratifizierung nach T-Zell-Untergruppen zeigte, dass die Immunreaktion auch unabhängig von der Anzahl der CD4+-und CD8+-T-Zellen war. Über die klinische Wirksamkeit der Impfung unter Cladribin ist wenig bekannt. Außerdem gibt es, so Grothe, „keine Erkenntnisse darüber, dass Patienten unter Cladribin im Rahmen einer Covid-lnfektion schwerer erkranken.“ GS