Mit Fremanezumab existiert eine wirksame und gut verträgliche Prophylaxe der episodischen (EM) und chronischen Mi- gräne (CM), die nicht nur die Zahl der Kopfschmerz- und Migräne-Tage, sondern auch die Migräne-Begleitsymptomatik und die kopfschmerzbedingten Beeinträchtigungen nach HIT-6 reduzieren sowie die Lebensqualität nach dem MSQoL verbessern kann.
Pro Jahr erleben 2,5 % bis 4,6 % der Patienten mit EM eine Ausweitung zur CM, schilderte Prof. Uwe Reuter, Berlin. Mit Fremanezumab können bekannte Risikofaktoren für eine Chronifizierung wie eine komorbide Depression und Angst sowie ein Medikamentenübergebrauch deutlich gebessert werden: So berichten 68 % der befragten Teilnehmer der HALO-Langzeitstudie unter der Therapie mit dem Antikörper eine verringerte Angstsymptomatik. Subgruppenauswertungen von Studien zufolge wurden unter Fremanezumab auch die depressiven Symptome reduziert – und ein Großteil der Patienten mit EM oder CM konnte ihren Medikamentenübergebrauch beenden.
Außerdem könnte der Antikörper über die – im Tiermodell beobachtete – selektive Hemmung trigeminovaskulärer Neuronen die Chronifizierungsprozesse direkt beeinflussen, so Reuter. Darauf deuten auch klinische Studienergebnisse hin: In Post-hoc-Analysen der FOCUS-Studie litten mehr als die Hälfte der CM-Patienten im Lauf der zwölfwöchigen Therapie mit Fremanezumab nur noch an einer EM (Placebo ca. 30 %). Mit beiden Dosierungen konnte sogar in allen drei Studienmonaten eine Reversion der CM zur EM bei mehr als einem Drittel der Patienten erreicht werden (Quartalsdosierung: -37 %; monatliche Dosierung: -36 %; Placebo: -11 %).
„Inwieweit die Migräne-Prophylaxe die Progression der episodischen zur chronischen Verlaufsform verhindert, ist eine wichtige Fragestellung“ sagte Reuter. Die bisherigen Ergebnisse, „bestätigen den langfristigen Mehrwert“ von Fremanezumab. Reuter: „Ob mit der Prophylaxe eventuell sogar eine dauerhafte Remission erreicht wird, bleibt abzuwarten.“ JL