Etwa 84 % aller MS-Patienten leiden im Verlauf unter einer (fokalen, regionalen oder generalisierten) Spastik, schilderte Prof. Uwe Zettl, Rostock. Damit assoziiert sind neben Bewegungseinschränkungen, Schlafproblemen und Blasenstörungen auch Schmerzen, die Lebensqualiät leidet. Derzeit wird jedoch nur eine Minderheit der Betroffenen adäquat nicht-medikamentös/ medikamentös behandelt.
Wie Prof. Orhan Aktas, Düsseldorf, berichtete, erfolgt die antispastische Therapie mit Substanzen wie Tizanidin und Baclofen, die jedoch häufig nicht gut vertragen werden. Das seit 2011 zur Add-on-Therapie mittelschwerer bis schwerer spastischer Beschwerden bei der MS zugelassene Oromukosalspray Nabiximols ist das einzige zugelassene Fertigarzneimittel, das THC und CBD in exakt definierten Konzentrationen (1:1) enthält. Beide interagieren synergistisch/antagonistisch miteinander, so Aktas. Es hat einen regulären Zulassungsprozess durchlaufen, sein Effekt auf Spastik und Schmerzen wurden in mehreren Studien belegt. Zum THC:CBDOromukosalspray liegen inwischen Erfahrungen über mehr als 150.000 Patientenjahre vor. Die anhand der Sprühstöße individuelle fein dosierbare Therapie mit Nabiximols ist gut verträglich und sicher. Es treten keine kognitiven Störungen, Toleranz oder Abhängigkeit auf, so Aktas.
Im Gegensatz dazu ist die Evidenz für medizinisches Cannabis gering, führte PD Dr. Michael A. Überall, Nürnberg, aus. Bei einer „unkalkulierbaren“ Bioverfügbarkeit sprach er sich energisch gegen den seit 2017 massiv gestiegenen, unselektiven Einsatz von Cannabis-Blüten, -Extrakten etc. in Indikationen jenseits neuropathischer Schmerzen aus. JL