Niere

Arzt-Depesche 4/2018

Prognose bei suboptimaler Organfunktion

Die Prognose nach Nierentransplantation hängt unter anderem davon ab, wie schnell das Spenderorgan nach dem Eingriff seine Funktion wieder aufnimmt. Im Gegensatz zu unmittelbar anspringenden Organen verschlechtert eine verzögerte Transplantatfunktion mit Dialysepflichtigkeit das Überleben. US-Forscher untersuchten nun die Prognose bei langsamer Funktionsaufnahme ohne Dialysebedarf.

Die Wissenschaftler werteten retrospektiv die Daten von 1222 Patienten (60% Männer, Durchschnittsalter 51 Jahre) aus, die zwischen 2000 und 2012 eine Nierentransplantation erhalten hatten. Bei 21,5% der Studienpatienten kam es zu einer verzögerten Transplantatfunktion, das heißt, innerhalb der ersten Woche nach der Operation wurde eine Dialysebehandlung erforderlich.
Ein langsames Anspringen der Nierenfunktion (erhöhter Kreatininwert bzw. langsamer Kreatininabfall in den ersten Tagen nach OP) zeigten – je nach Klassifikationsschema – 12,8 bis 14,6% der Patienten. Diese hatten im Vergleich zu Patienten mit unverzüglich anspringender Nierenfunktion ein um rund 50% höheres Risiko für ein Transplantatversagen. Patienten mit langsamer und verzögerter Transplantatfunktion unterschieden sich diesbezüglich jedoch nicht. Hinsichtlich der Gesamtmortalität unterschieden sich die Patienten mit unmittelbarer und langsamer Transplantatfunktion nicht. Im Vergleich zu den Patienten mit initialem Dialysebedarf war bei langsamer Funktionsaufnahme aber die Sterblichkeit um etwa 40% geringer.
Das langsame Anspringen der Nierenfunktion, das keine Dialyse erfordert, stellt demnach einen intermediären Phänotyp dar. LO
Quelle:

Wang CJ et al.: Association of slow graft function with long-term ... Ann Transplant 2018; 23: 224-31

ICD-Codes: T86.1

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