Seit über 30 Jahren sind Statine (CSE-Hemmer) das medikamentöse Rückgrat der Artheriosklerose-Therapie. Zunehmend interessieren sich auch Onkologen für die Lipidsenker – besitzen die Vertreter dieser Arzneimittelklasse doch eine höchst erfreuliche „Nebenwirkung“: Statine hemmen nicht nur die HMG-CoA-Reduktase (und damit die Cholesterinsynthese), sondern reduzieren auch das Krebsrisiko.
Als Schlüsselfaktor haben Ulrike Stein und Robert Preißner (Charité Universitätsmedizin Berlin) dabei das Metastasis-Associated-in-Colon-Cancer-1-Gen (MACC1) im Fokus: Wird es überexprimiert, fördert es Tumorwachstum und Metastasierung bei mehr als 20 Tumortypen. Daher suchten die Berliner in einem Hochdurchsatz-Screening zunächst nach MACC1-Inhibitoren – und stießen auf sieben bereits als Arzneimittel zugelassene Statine. Nachdem diese in Tumorzelllinien erfolgreich auf ihre MACC1-expressionsreduzierende Wirkung getestet worden waren, glückte auch der nächste Schritt: In Labormäusen mit erhöhter MACC1-Expression reduzierte sich das Tumorwachstum deutlich.
Parallel nahmen die Forscher in einer retrospektiven Studie rund 278.000 Patienten unter die Lupe, die zwischen 2008 und 2018 mit einem von sechs verschiedenen Statinen behandelt worden waren. Auch hier korrelierte die Einnahme von Lipidsenkern mit einer Abnahme der Krebshäufigkeit: Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung traten bei den mit Statin behandelten Patienten um bis zu 50 % seltener Krebserkrankungen auf. Eine in Vorbereitung befindliche klinische Studie soll weitere Erkenntnisse liefern. WK