Nach einer dänischen Studie, in der 37 267 Tumorpatienten über sieben Jahre nachverfolgt wurden, gehört die akute Verschlechterung der Nierenfunktion zur häufigsten Komorbidität. Das 1-Jahres-Risiko lag bei 17,5%, und 5,1% dieser Patienten benötigten eine Dialyse. Das höchste Risiko besteht bei hämatologischen Neoplasien, insbesondere beim multiplen Myelom. Bei diesen Erkrankungen entwickelt sich bei ca. 60% der Patienten eine akute Niereninsuffizienz.
Ursachen sind neben der Tumorerkrankung selbst, die mit einer Beteiligung bzw. Infiltration der Niere vor allem bei Nierenzellkarzinomen, malignen Lymphomen und Leukämien einhergehen kann, mögliche Komplikationen der Erkrankung wie eine Harnabflussstörung bzw. eine Sepsis. Beim multiplen Myelom sind es die Paraproteine, die die Niere schädigen. Auch die Nephrotoxizität der antitumorösen Medikation (Chemotherapeutika, targeted therapies und Checkpoint-Inhibitoren) und auch das Tumor-Lyse-Syndrom bzw. die Hyperkalzämie spielen eine wichtige Rolle. Besonders häufig ist die akute Niereninsuffizienz auch bei der hämatopoetischen Stammzelltransplantation. Risikofaktoren sind Alter, Herzinsuffizienz oder Diabetes, eine Hypovolämie z. B. bei Diarrhoen und eine vorbestehende chronische Nierenschädigung.
Leitsymptome für die renale Komplikation bei Leukämien und Lymphomen sind Flankenschmerzen, Hämaturie und Proteinurie. Sonographisch sind die Nieren durch die Infiltrationen vergrößert. Eine akute Verschlechterung der Nierenfunktion geht bei Tumorpatienten immer mit einem deutlich erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko einher, d. h. das Sterberisiko ist um den Faktor 4 bis 5 erhöht, bei Dialysepflicht sogar um das 20-fache. Die Indikation für eine Dialyse muss im Einzelfall kritisch auch im Hinblick auf die Prognose des Tumorleidens gestellt werden. PS