Telemedizin

Arzt-Depesche

Versorgung schwerkranker älterer Menschen durch Telemedizin

Gespräche über schwerwiegende Erkrankungen (SICs; Serious illness conversations) werden in der medizinischen Praxis situationsbedingt häufig erst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien initiiert. Daten einer Pilotstudie zeigen, dass ein speziell auf ältere Erwachsene mit akuter myeloischer Leukämie (AML) und myelodysplastischem Syndrom (MDS) zugeschnittenes SIC-Programms (SICP), dabei helfen kann, das Verständnis für Krankheiten und die weitere Behandlung zu verbessern, und somit eine gute Grundlage für Gespräche mit dem medizinischen Personal in Bezug auf die vorliegende Erkrankung bietet. 

In die einarmige Pilotstudie wurden 20 ältere Erwachsene mit AML und MDS aufgenommen, die im Durchschnitt 75 Jahre alt waren, sowie sechs Pflegende, Durchschnittsalter 65 Jahre. Die Studienmachbarkeit ließ sich anhand einer Retentionsrate von 95% (19/20) belegen. Der durchschnittliche TUQ-Wert zur Beurteilung der Benutzerfreundlichkeit und ermittelt mittels des Telemedizin-Benutzerfreundlichkeitsfragebogens (TUQ; Bewertungsbereich 1-7) lag bei 5,9. Die qualitativen Interviews erfolgten über Zoom-Videotelefonate (13), Telefonanrufe (5) und persönliche Besuche (1). Von siebzehn Patienten empfanden fünfzehn die SICP als sehr oder äußerst hilfreich. Die Mehrheit berichtete von einem  gesteigerten Gefühl der Ruhe (9/16), einer besseren Kontrolle über medizinische Entscheidungen (10/17) und erhöhten Nähe zum Behandler (12/16). Dabei fanden die meisten Patienten es sehr oder äußerst hilfreich, wenn der Behandler nach ihrem Verständnis der Krankheit fragte, ihre Prognose erläuterte, ihre persönlichen Zukunftsziele ansprach und sich erkundigte, wie gut ihre Familie über ihre Prioritäten und Wünsche informiert war. Obwohl die Mehrheit der Patienten der Meinung war, dass das Gespräch zum richtigen Zeitpunkt stattfand, wünschten sich einige eine frühere Ansprache durch ihren Arzt zu diesen Themen. Nach der SICP-Intervention war ein numerischer Anstieg der Werte für die Vorausplanung in der Pflege zu beobachten, jedoch zeigten sich keine signifikanten Veränderungen in der psychischen Gesundheit oder Lebensqualität. Interessanterweise stimmten nach dem SICP-Besuch die Schätzungen der Lebenserwartung und Heilbarkeit seitens der Patienten näher mit den Einschätzungen ihrer Behandler überein. Die qualitativen Interviews ergaben drei Hauptthemen. So schätzten die Teilnehmer den Komfort der Telemedizin während ihres SCIP-Besuchs, hatten das Gefühl, dass der SICP-Besuch ihnen die Möglichkeit gab, ihre Wünsche mitzuteilen, und dass dieser ihre Sorgen linderte. Fast alle Patienten (18/19) und Pflegende (5/6) empfanden, dass der Patient während des SICP-Besuchs Priorität hatte. Ebenso würden fast alle Patienten und Pflegende einen SICP-Besuch anderen Personen mit derselben Diagnose weiterempfehlen. Insgesamt zeigen die Ergebnisse der einarmigen Pilotstudie, dass das angepasste Telemedizin-SICP sowohl machbar als auch nutzbar ist. Dieses angepasste SICP hat das Potenzial, das Krankheitsverständnis der Patienten zu verbessern, die Beziehung zwischen Patienten und Kliniker zu stärken und den Klinikern dabei zu helfen, die Versorgung auf das auszurichten, was für jeden Patienten und seine Familie am wichtigsten ist, so das Fazit der Autoren. 

Quelle: LoCastro M et al.: Telehealth serious illness care program for older adults with hematologic malignancies: a single-arm pilot study. Blood Adv. 2023 Dec 26;7(24):7597-7607. 
ICD-Codes: C92.0
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