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Arzt-Depesche 4/2021

Vitiligo ernst nehmen

In der nun veröffentlichen S1- Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Vitiligo betont die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), dass es sich bei Vitiligo um eine ernstzunehmende Autoimmunerkrankung handelt und nicht um eine kosmetische Störung.
Die Vitiligo, Weißfleckenkrankheit, ist eine häufige und chronische Erkrankung der Haut, von der weltweit 0,5 bis 1 % aller Menschen betroffen sind. Diese von Medizinerinnen und Medizinern als Depigmentierung der Haut beschriebene Erkrankung tritt meist schon im Kindes- und Jugendalter auf. Offenbar spielen genetische Veranlagung und eine Fehlregulation des Immunsystems eine Rolle bei deren Entstehung. In Spätstadien ist die Erkrankung nicht mehr oder nur noch unzureichend behandelbar, weshalb frühzeitige Diagnose und Therapiebeginn wichtig sind. Die nunmehr in der S1-Leitlinie zusammengefassten Empfehlungen, unter anderem die Anwendung topische Kortikosteroide wie Mometasonfuroat, bei einer limitierten Vitiligo. Im Falle, dass aufgrund der Ausdehnung der Vitiligo eine topische Therapie nicht mehr praktikabel ist, empfiehlt die Leitlinie in erster Linie NB(narrow band, Schmalband)- UVB-Ganzkörperbestrahlung. Da das Auftreten einer Vitiligo häufig auch mit Autoimmunerkrankungen, wie zum Beispiel mit Schilddrüsenerkrankungen, assoziiert ist, sollten bei diesen Patienten einmal jährlich der TSH-Wert sowie die TPO- und TG-Antikörper-Spiegel bestimmt werden. Zudem sollten aufgrund möglicher Stigmatisierungen und dem damit verbundenen psychischen Disstress psychotherapeutische Interventionen ergänzend zur Therapie in Betracht zu gezogen werden. In der Leitlinie wird zudem auf zukünftige medikamentöse Therapieoptionen, wie Januskinasen( JAK)-Hemmer, eingegangen, die aktuellen Studiendaten zufolge zur Hemmung von Autoimmunmechanismen eingesetzt werden könnten. JAK sind an der Signalübertragung bei zahlreichen Zytokinen beteiligt, die eine wichtige Rolle in der Entstehung entzündlicher Erkrankungen spielen. Die JAK-Inhibitoren könnten somit das Therapiespektrum für die Behandlung der Vitiligo erweitern. GH
ICD-Codes: L80

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