Kasuistik

Arzt-Depesche

Extrem seltener Form von Gebärmutterhalskrebs

Es wird über den Fall eines Zervixkarzinoms bei einer 90-jährigen Patientin berichtet, die sich zu Beginn mit Leukozytose und Hyperkalzämie präsentierte. Die Diagnose führte zu einer sehr selten auftretenden Form eines Zervixkarzinoms. 

Die Patientin präsentierte sich mit anfänglicher allgemeiner Mattigkeit und Appetitlosigkeit. Bisherige medizinische Behandlungen umfassten Hypertonie, Osteoporose und Refluxösophagitis. Bei Aufnahme zeigte sie einen Blutdruck von 133/61 mmHg, eine Herzfrequenz von 80 Schlägen pro Minute und eine Körpertemperatur von 36,2 °C. Die Glasgow-Koma-Skala ergab keine offensichtliche Bewusstseinsstörung. Bei der körperlichen Untersuchung wurde eine leichte Druckempfindlichkeit im Oberbauch festgestellt. Kopf, Hals, Lunge und Herz zeigten keine Auffälligkeiten. Es wurden keine Hautausschläge, Ödeme oder Dekubitus an den Extremitäten oder am Rumpf beobachtet. Hämatologische Untersuchungen ergaben eine Leukozytose mit 27.000/μL. Der Hämoglobinspiegel betrug 11,3 g/dl und die Thrombozytenzahl 30,5 × 104/μL. Labortests zeigten eine Hyperkalzämie und erhöhte CRP-Werte mit einer korrigierten Kalziumkonzentration von 14,0 mg/dL und einem CRP-Wert von 7,69 mg/dL. Parathormonwerte waren erniedrigt (12 pg/mL, Normalbereich 15-65 pg/mL), während die Konzentration von Vitamin D 1,25(OH)2 im Normbereich lag (29 pg/mL, Normalbereich 20-60 pg/mL). Eine Erhöhung der Serumwerte des Angiotensin-I-konvertierenden Enzyms und des monoklonalen Proteins wurde nicht festgestellt. Der Tuberkulose-spezifische Interferon-γ-Test war negativ. Eine akute Nierenschädigung oder Leberfunktionsstörung wurde ausgeschlossen. Es wurde ein medikamentenbedingter Hyperkalzämieverdacht durch die Verwendung von Eldecalcitol zur Osteoporosebehandlung geäußert, was zum Absetzen des Medikaments führte. Die therapeutische Wirkung von zusätzlich verabreichter Kochsalzlösung und Elcatonin war unzureichend, und die Hyperkalzämie hielt an. Weder in den Blut- noch in den Sputumkulturen waren pathogene Bakterien nachweisbar. Auch bildgebende Untersuchungen zeigten keine Hinweise auf Fieber oder Infektionsherde. Bakterielle Infektionen wurden daher ausgeschlossen. Eine abdominale Computertomographie (CT) zeigte eine diffuse, schwach absorbierende Zone im Uterus, die abdominale Magnetresonanztomographie (MRT) - eine diffuse Verdickung der Gebärmutterwand und eine hohe Signalintensität in der Diffusionsgewichtung. Diese Befunde deuteten auf eine gynäkologische Malignität hin, die durch Biopsie als Gebärmutterhalskrebs bestätigt wurde. Eine systemische CT ergab keine Knochenmetastasen, und das Zervixkarzinom wurde klinisch als Stadium III klassifiziert. Die refraktäre Leukozytose, Hyperkalzämie und erhöhten CRP-Werte deuteten zudem auf ein paraneoplastisches Syndrom bei Zervixkarzinom hin. Die Plasmakonzentrationen des Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktors (G-CSF), des Parathyroid-Hormon-related Proteins (PTHrP) und von Serum-Interleukin (IL)-6 waren erhöht. Immunfärbungen des utero-zervikalen Gewebes zeigten eine Expression von G-CSF in den Tumorzellen. Basierend auf diesen Befunden wurde die Diagnose eines G-CSF-produzierenden Zervixkarzinoms mit Leukozytose und Hyperkalzämie bedingt durch ein paraneoplastisches Syndrom gestellt. Obwohl sich die Hyperkalzämie nach Zoledronsäuregabe verbesserte, wurde aufgrund des hohen Alters der Patientin keine radikale Therapie des Zervixkarzinoms durchgeführt. Die Patientin verstarb etwa drei Monate nach Aufnahme. GFI

Quelle: Matsuoka N et al.: Granulocyte-colony stimulating factor producing cervical cancer with elevated levels of parathyroid hormone-related protein: a case report and literature review. CEN Case Rep. 2024 Feb;13(1):45-52
ICD-Codes: C53.
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